Sonntag, 11. Mai 2008

Schlussbild, Carol

Ich hab das Buch nun zu Ende gelesen und muss sagen, dass ich vom Ende irgendwie etwas enttäuscht war, weil nichts Gravierendes passiert war. Man muss sich selber vorstellen, was danach genau passieren könnte. Kommt der Vater nun wirklich zurück oder nicht? Wahrscheinlich schon. Und trotzdem hat sich was geändert. Die Mutter wirft die Muscheln weg und ist nicht ans Telefon gegangen. Dies waren die Ersten Schritte in ihre Selbstständigkeit. Und doch ist offen, ob sie bei dieser Meinung bleibt. Oder fällt sie, wenn der Vater wieder da ist, in ihr altes Verhalten zurück und stellt sich um? Diese offenen Enden gefallen mir nicht so…

Dann hat man noch eine andere Seite vom Vater kennengelernt. Er hatte sich für seine Mutter geschämt, obwohl sie gar nichts Böses gemacht hat. Das passt noch zu seiner Einstellung. Aber dass er sich im Zimmer eingeschlossen hat und getrauert hat, hat mich extrem überrascht. Er hatte sie also doch als Mutter anerkannt und geliebt. Nach Aussen muss er einfach den starken Mann spielen, andererseits ist er ziemlich sensibel. Aber dies darf natürlich niemand erfahren. Es wäre ja eine Schande für ihn! Dieser Mann hat einfach Probleme mit sich selber und dies muss er auf die anderen abschieben. Das zeigt sich unter anderem darin, dass er seine Kinder schlägt. Und dann denkt er noch, er sei ein guter Familienvater...

Es ist erstaunlich, dass Birgit Vanderbeke so viel vom Leben der einzelnen Personen in die Geschichte einbringen kann, indem sie aber trotzdem nur ein paar Stunden umschreibt. Hinterher bemerkt man, dass in der richtigen Zeit überhaupt nichts geschehen ist, ausser Weintrinken und Muschelnanstarren. Auch wie sie das Ganze gestaltet hat mit diesen speziellen Sätzen, ist Geschmacksache. Ich finde es gut, dass wir mal so ein Buch gelesen haben. Aber auf Dauer müsste ich es nicht haben.

3 Kommentare:

Martina hat gesagt…

Deine Gedanken zum Schluss des Buches finde ich sehr interessant. Es ist wirklich eine gute Frage, ob die Mutter ihre neue Einstellung auch beibehält, wenn der Vater wieder zurück kommt.
Mir gefallen aber diese offenen Enden auch nicht besonders gut.
Es ist mir auch noch nicht wirklich aufgefallen, dass die Familie eigentlich gar nicht viel macht ausser dasitzen. Das wurde mir gar nicht recht bewusst, da man ja eigentlich doch recht viel erfährt über die Familie (auch wenn es keine Dinge aus der Gegenwart sind).
Ich finde, dass du dir zu dem Buch gute Gedanken gemacht und genau beobachtet hast. ;)

stefibizi hat gesagt…

Als ich den Schluss deines Kommentares gelesen habe, ist mir klar geworden, dass dieses Buch eigentlich nicht mal so langweilig ist. Wie du schon gesagt hast, geschehen nicht viele Ereignisse, doch war es bestimmt sehr schwer für die Autorin, das Buch so auszuschmücken, damit es dem Leser nicht langweilig wird.

Vanessa M. hat gesagt…

Da muss ich dir auch Recht geben. Denn auch ich bin etwas enttäuscht über das abrupte Ende und die Tatsache dass eigentlich nichts Gravierendes geschehen ist. Aber wie du bereits erwähnt hast, geht es wahrscheinlich vor allem um die Entwicklung welche jede Person für sich selbst durchlebt und ob sie diese noch weiter ausbauen können oder ob sie mit der Rückkehr des Vaters wieder in ihren übliche Haltung verfallen.
Ich finde deine Gedanken dazu sehr interessant.